Für diese Fälle bietet die Hormontherapie bei Brustkrebs (auch antihormonelle oder endokrine Therapie genannt) eine wirksame Behandlungsoption. Der Hormontherapie gehen häufig andere Behandlungsmethoden wie eine Operation, Chemotherapie oder Bestrahlungen voraus. Sie lesen alle wichtigen Info über diese Therapien in unserem Blog Welche Therapieformen gibt es bei Brustkrebs.
In diesem Beitrag erfahren Sie alles Wichtige rund um die Hormontherapie bei Brustkrebs: wie sie wirkt, wann sie eingesetzt wird, welche Medikamente verwendet werden, welche Nebenwirkungen möglich sind, und wie Sie gut mit der Behandlung leben können.
Was ist der Unterschied zwischen Chemotherapie und Hormontherapie bei Brustkrebs?
Während die Chemotherapie darauf abzielt, schnell wachsende Zellen wie Krebszellen zu zerstören, wirkt die Hormontherapie gezielter und langsamer – sie verursacht meist keinen Haarausfall, sondern eher Symptome, die an Wechseljahre erinnern. Sollten Sie neben der Hormontherapie auch eine Chemotherapie erhalten, finden Sie wertvolle Informationen in unserem Blog Chemotherapie Brustkrebs.
Was ist eine Hormontherapie bei Brustkrebs?
Die Hormontherapie bei Brustkrebs greift gezielt in den Hormonstoffwechsel ein. Ziel ist es, das hormonabhängige Wachstum der Tumorzellen zu stoppen oder zu verhindern. Das funktioniert auf zwei Wegen:
- Hemmung der Hormonwirkung: Medikamente blockieren die Hormonrezeptoren auf den Krebszellen – die Hormone können nicht mehr „andocken“ und wirken.
- Senkung der Hormonproduktion: Andere Medikamente verhindern, dass der Körper überhaupt noch Östrogen bildet oder ausschüttet.
Die Therapie kann sowohl nach einer Operation als auch bei fortgeschrittener oder metastasierter Erkrankung eingesetzt werden – je nach Situation kurativ oder palliativ.
Für wen ist eine Hormontherapie bei Brustkrebs geeignet?
Die Hormontherapie kommt zum Einsatz bei hormonrezeptorpositivem Brustkrebs, also Tumoren, bei denen die Zellen Östrogenrezeptoren (ER+) und/oder Progesteronrezeptoren (PR+) aufweisen. Dies wird im Rahmen der Tumordiagnostik immunhistochemisch bestimmt.
Geeignet ist die Hormontherapie bei:
- Frühformen des Brustkrebses nach OP (adjuvant)
- Fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs
- Teilweise auch vorbeugend bei Brustkrebs-Vorstufen (z. B. DCIS)
- In ausgewählten Fällen als alleinige Therapie bei älteren Patientinnen
Die Therapieform und Medikamentenwahl richten sich stark nach dem Menopausenstatus (prä- oder postmenopausal), dem Alter und möglichen Begleiterkrankungen.
Welche Medikamente werden bei der Hormontherapie bei Brustkrebs eingesetzt?
Bei der Hormontherapie bei Brustkrebs kommen abhängig von der individuellen Situation drei verschiedene Medikamente zum Einsatz:
- Tamoxifen
- Einsatz: Sowohl bei prä- als auch postmenopausalen Frauen
- Wirkweise: Blockiert die Östrogenrezeptoren an den Krebszellen
- Dauer: Meist 5 Jahre, gelegentlich 10 Jahre
- Vorteil: Senkt das Rückfall- und Sterberisiko deutlich
- Aromatasehemmer (z. B. Anastrozol, Letrozol, Exemestan)
- Einsatz: Nur bei postmenopausalen Frauen
- Wirkweise: Hemmen das Enzym Aromatase, das in Fettgewebe Östrogen bildet
- Vorteil: Sehr effektiv in der Rückfallvermeidung nach der Menopause
- GnRH-Analoga (z. B. Goserelin)
- Einsatz: Bei prämenopausalen Frauen in Kombination mit Tamoxifen oder Aromatasehemmern
- Wirkweise: Unterdrücken die Hormonproduktion in den Eierstöcken (künstliche Menopause)
Wann beginnt die Hormontherapie und wie lange dauert sie?
In den meisten Fällen beginnt die Hormontherapie bei Brustkrebs nach der Operation und/ oder nach einer Chemo- oder Strahlentherapie, sobald sich der Körper erholt hat. Sie kann aber auch bereits vor einer Operation (neoadjuvant) eingesetzt werden, um den Tumor zu verkleinern, oder parallel zur Strahlentherapie, wenn keine Chemotherapie notwendig ist. Über die Operation sowie Chemo- und Strahlentherapie sowie ihre Nebenwirkungen lesen mehr in unserem Blog Welche Therapieformen gibt es bei Brustkrebs.
Die Standarddauer der Hormontherapie bei Brustkrebs beträgt 5 Jahre. Studien haben jedoch gezeigt, dass eine Verlängerung auf 7–10 Jahre in bestimmten Fällen zusätzliche Vorteile bringt – insbesondere bei erhöhtem Rückfallrisiko. Die genaue Dauer hängt vom individuellen Risiko ab und wird mit der behandelnden Onkologin oder dem Onkologen festgelegt.
Welche Nebenwirkungen kann eine Hormontherapie haben?
Da die Hormontherapie bei Brustkrebs tief in den Hormonhaushalt eingreift, kann sie eine Vielzahl von hormonellen oder metabolischen Nebenwirkungen mit sich bringen. Nicht jede Patientin ist betroffen – viele empfinden die Therapie als gut verträglich. Dennoch ist es wichtig, Beschwerden ernst zu nehmen und ggf. gegensteuern zu können.
Häufige Nebenwirkungen der verschiedenen Präparate:
Tamoxifen:
- Hitzewallungen und Schweißausbrüche
- Zyklusstörungen oder Ausbleiben der Regelblutung
- Stimmungsschwankungen
- Scheidentrockenheit
- Gering erhöhtes Risiko für Thrombosen und Gebärmutterveränderungen (regelmäßige Kontrollen empfohlen)
Aromatasehemmer:
- Gelenk- und Muskelschmerzen
- Osteoporose oder Knochenschwund (Knochendichte-Messung empfohlen)
- Müdigkeit, Abgeschlagenheit
- Trockene Schleimhäute, Libidoverlust
GnRH-Analoga:
- Beschwerden wie bei natürlicher Menopause
- Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmungen
- Knochenabbau (bei längerer Anwendung)
Wie lassen sich Nebenwirkungen der Hormontherapie lindern?
Wie viele Therapieformen kann die Hormontherapie bei Brustkrebs Nebenwirkungen haben. Viele Nebenwirkungen lassen sich durch gezielte Maßnahmen gut abmildern:
- Hitzewallungen: Kleidung in Schichten, kalte Getränke, ggf. pflanzliche Präparate (in Absprache mit Arzt/Ärztin)
- Gelenkschmerzen: Bewegung, Yoga, Akupunktur oder Schmerzmittel nach Rücksprache
- Osteoporose-Prophylaxe: Kalzium und Vitamin D, Knochendichtekontrolle, ggf. Bisphosphonate
- Scheidentrockenheit: Gleitgele oder hormonfreie Vaginalpflege
- Stimmungsschwankungen: Psychologische Unterstützung, Gespräche, ggf. medikamentöse Unterstützung
Sollten die Nebenwirkungen zu stark sein oder die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen, ist es wichtig, offen mit dem Behandlungsteam zu sprechen. Es gibt in vielen Fällen Alternativen – etwa ein Wechsel des Medikaments, eine andere Kombination oder eine Therapiepause. Ziel ist es, die Therapie langfristig durchzuhalten, ohne dass Sie sich dauerhaft unwohl fühlen.
Hormontherapie bei metastasiertem Brustkrebs
Auch in fortgeschrittenen Stadien kann die Hormontherapie das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen und Symptome lindern. In diesem Fall wird sie oft mit zielgerichteten Therapien kombiniert, etwa:
- CDK4/6-Inhibitoren (z. B. Palbociclib)
- mTOR-Inhibitoren (z. B. Everolimus)
- PI3K-Inhibitoren (bei bestimmten Mutationen)
Diese Kombinationen haben in den letzten Jahren neue Perspektiven für Patientinnen mit metastasiertem, hormonrezeptorpositivem Brustkrebs eröffnet.
Fazit: Hormontherapie bei Brustkrebs senkt das Rückfallrisiko
Die Hormontherapie bei Brustkrebs ist eine langfristige, gut erforschte Behandlungsform, die bei hormonabhängigem Brustkrebs das Rückfallrisiko deutlich senkt – oft ohne die drastischen Nebenwirkungen einer Chemotherapie. Mehr über die Nebenwirkungen der Chemotherapie lesen Sie in unserem Blog Wie gehe ich mit den Nebenwirkungen der Chemo um.
Wichtig ist, die Therapie als Teil eines ganzheitlichen Behandlungsplans zu sehen: Neben der Medikamenteneinnahme gehören auch Bewegung, seelische Stabilität und ärztliche Begleitung dazu. Wenn Sie gut informiert sind und auf Ihren Körper achten, können Sie die Hormontherapie selbstbewusst und aktiv mit gestalten. Möchten Sie mehr über die anderen Behandlungsformen bei Brustkrebs erfahren? Lesen Sie dann unseren Blog Welche Therapieformen gibt es bei Brustkrebs.