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Hormontherapie bei Brustkrebs: Wirkung, Ablauf und Alltagstipps

Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Etwa 70–75 % der Tumore sind hormonabhängig – das heißt, ihr Wachstum wird durch weibliche Geschlechtshormone wie Östrogen oder Progesteron gefördert.

Für diese Fälle bietet die Hormontherapie bei Brustkrebs (auch antihormonelle oder endokrine Therapie genannt) eine wirksame Behandlungsoption. Der Hormontherapie gehen häufig andere Behandlungsmethoden wie eine Operation, Chemotherapie oder Bestrahlungen voraus. Sie lesen alle wichtigen Info über diese Therapien in unserem Blog Welche Therapieformen gibt es bei Brustkrebs.

In diesem Beitrag erfahren Sie alles Wichtige rund um die Hormontherapie bei Brustkrebs: wie sie wirkt, wann sie eingesetzt wird, welche Medikamente verwendet werden, welche Nebenwirkungen möglich sind, und wie Sie gut mit der Behandlung leben können.

Was ist der Unterschied zwischen Chemotherapie und Hormontherapie bei Brustkrebs?

Während die Chemotherapie darauf abzielt, schnell wachsende Zellen wie Krebszellen zu zerstören, wirkt die Hormontherapie gezielter und langsamer – sie verursacht meist keinen Haarausfall, sondern eher Symptome, die an Wechseljahre erinnern. Sollten Sie neben der Hormontherapie auch eine Chemotherapie erhalten, finden Sie wertvolle Informationen in unserem Blog Chemotherapie Brustkrebs.

Was ist eine Hormontherapie bei Brustkrebs?

Die Hormontherapie bei Brustkrebs greift gezielt in den Hormonstoffwechsel ein. Ziel ist es, das hormonabhängige Wachstum der Tumorzellen zu stoppen oder zu verhindern. Das funktioniert auf zwei Wegen:

  1. Hemmung der Hormonwirkung: Medikamente blockieren die Hormonrezeptoren auf den Krebszellen – die Hormone können nicht mehr „andocken“ und wirken.
  2. Senkung der Hormonproduktion: Andere Medikamente verhindern, dass der Körper überhaupt noch Östrogen bildet oder ausschüttet.

Die Therapie kann sowohl nach einer Operation als auch bei fortgeschrittener oder metastasierter Erkrankung eingesetzt werden – je nach Situation kurativ oder palliativ.

Für wen ist eine Hormontherapie bei Brustkrebs geeignet?

Die Hormontherapie kommt zum Einsatz bei hormonrezeptorpositivem Brustkrebs, also Tumoren, bei denen die Zellen Östrogenrezeptoren (ER+) und/oder Progesteronrezeptoren (PR+) aufweisen. Dies wird im Rahmen der Tumordiagnostik immunhistochemisch bestimmt.

Geeignet ist die Hormontherapie bei:

  • Frühformen des Brustkrebses nach OP (adjuvant)
  • Fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs
  • Teilweise auch vorbeugend bei Brustkrebs-Vorstufen (z. B. DCIS)
  • In ausgewählten Fällen als alleinige Therapie bei älteren Patientinnen

Die Therapieform und Medikamentenwahl richten sich stark nach dem Menopausenstatus (prä- oder postmenopausal), dem Alter und möglichen Begleiterkrankungen.

Welche Medikamente werden bei der Hormontherapie bei Brustkrebs eingesetzt?

Bei der Hormontherapie bei Brustkrebs kommen abhängig von der individuellen Situation drei verschiedene Medikamente zum Einsatz:

  1. Tamoxifen
    • Einsatz: Sowohl bei prä- als auch postmenopausalen Frauen
    • Wirkweise: Blockiert die Östrogenrezeptoren an den Krebszellen
    • Dauer: Meist 5 Jahre, gelegentlich 10 Jahre
    • Vorteil: Senkt das Rückfall- und Sterberisiko deutlich
  2. Aromatasehemmer (z. B. Anastrozol, Letrozol, Exemestan)
    • Einsatz: Nur bei postmenopausalen Frauen
    • Wirkweise: Hemmen das Enzym Aromatase, das in Fettgewebe Östrogen bildet
    • Vorteil: Sehr effektiv in der Rückfallvermeidung nach der Menopause
  3. GnRH-Analoga (z. B. Goserelin)
    • Einsatz: Bei prämenopausalen Frauen in Kombination mit Tamoxifen oder Aromatasehemmern
    • Wirkweise: Unterdrücken die Hormonproduktion in den Eierstöcken (künstliche Menopause)

Wann beginnt die Hormontherapie und wie lange dauert sie?

In den meisten Fällen beginnt die Hormontherapie bei Brustkrebs nach der Operation und/ oder nach einer Chemo- oder Strahlentherapie, sobald sich der Körper erholt hat. Sie kann aber auch bereits vor einer Operation (neoadjuvant) eingesetzt werden, um den Tumor zu verkleinern, oder parallel zur Strahlentherapie, wenn keine Chemotherapie notwendig ist. Über die Operation sowie Chemo- und Strahlentherapie sowie ihre Nebenwirkungen lesen mehr in unserem Blog Welche Therapieformen gibt es bei Brustkrebs.

Die Standarddauer der Hormontherapie bei Brustkrebs beträgt 5 Jahre. Studien haben jedoch gezeigt, dass eine Verlängerung auf 7–10 Jahre in bestimmten Fällen zusätzliche Vorteile bringt – insbesondere bei erhöhtem Rückfallrisiko. Die genaue Dauer hängt vom individuellen Risiko ab und wird mit der behandelnden Onkologin oder dem Onkologen festgelegt.

Welche Nebenwirkungen kann eine Hormontherapie haben?

Da die Hormontherapie bei Brustkrebs tief in den Hormonhaushalt eingreift, kann sie eine Vielzahl von hormonellen oder metabolischen Nebenwirkungen mit sich bringen. Nicht jede Patientin ist betroffen – viele empfinden die Therapie als gut verträglich. Dennoch ist es wichtig, Beschwerden ernst zu nehmen und ggf. gegensteuern zu können.

Häufige Nebenwirkungen der verschiedenen Präparate:

Tamoxifen:

  • Hitzewallungen und Schweißausbrüche
  • Zyklusstörungen oder Ausbleiben der Regelblutung
  • Stimmungsschwankungen
  • Scheidentrockenheit
  • Gering erhöhtes Risiko für Thrombosen und Gebärmutterveränderungen (regelmäßige Kontrollen empfohlen)

Aromatasehemmer:

  • Gelenk- und Muskelschmerzen
  • Osteoporose oder Knochenschwund (Knochendichte-Messung empfohlen)
  • Müdigkeit, Abgeschlagenheit
  • Trockene Schleimhäute, Libidoverlust

GnRH-Analoga:

  • Beschwerden wie bei natürlicher Menopause
  • Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmungen
  • Knochenabbau (bei längerer Anwendung)

Wie lassen sich Nebenwirkungen der Hormontherapie lindern?

Wie viele Therapieformen kann die Hormontherapie bei Brustkrebs Nebenwirkungen haben. Viele Nebenwirkungen lassen sich durch gezielte Maßnahmen gut abmildern:

  • Hitzewallungen: Kleidung in Schichten, kalte Getränke, ggf. pflanzliche Präparate (in Absprache mit Arzt/Ärztin)
  • Gelenkschmerzen: Bewegung, Yoga, Akupunktur oder Schmerzmittel nach Rücksprache
  • Osteoporose-Prophylaxe: Kalzium und Vitamin D, Knochendichtekontrolle, ggf. Bisphosphonate
  • Scheidentrockenheit: Gleitgele oder hormonfreie Vaginalpflege
  • Stimmungsschwankungen: Psychologische Unterstützung, Gespräche, ggf. medikamentöse Unterstützung

Sollten die Nebenwirkungen zu stark sein oder die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen, ist es wichtig, offen mit dem Behandlungsteam zu sprechen. Es gibt in vielen Fällen Alternativen – etwa ein Wechsel des Medikaments, eine andere Kombination oder eine Therapiepause. Ziel ist es, die Therapie langfristig durchzuhalten, ohne dass Sie sich dauerhaft unwohl fühlen.

Hormontherapie bei metastasiertem Brustkrebs

Auch in fortgeschrittenen Stadien kann die Hormontherapie das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen und Symptome lindern. In diesem Fall wird sie oft mit zielgerichteten Therapien kombiniert, etwa:

  • CDK4/6-Inhibitoren (z. B. Palbociclib)
  • mTOR-Inhibitoren (z. B. Everolimus)
  • PI3K-Inhibitoren (bei bestimmten Mutationen)

Diese Kombinationen haben in den letzten Jahren neue Perspektiven für Patientinnen mit metastasiertem, hormonrezeptorpositivem Brustkrebs eröffnet.

Fazit: Hormontherapie bei Brustkrebs senkt das Rückfallrisiko

Die Hormontherapie bei Brustkrebs ist eine langfristige, gut erforschte Behandlungsform, die bei hormonabhängigem Brustkrebs das Rückfallrisiko deutlich senkt – oft ohne die drastischen Nebenwirkungen einer Chemotherapie. Mehr über die Nebenwirkungen der Chemotherapie lesen Sie in unserem Blog Wie gehe ich mit den Nebenwirkungen der Chemo um.

Wichtig ist, die Therapie als Teil eines ganzheitlichen Behandlungsplans zu sehen: Neben der Medikamenteneinnahme gehören auch Bewegung, seelische Stabilität und ärztliche Begleitung dazu. Wenn Sie gut informiert sind und auf Ihren Körper achten, können Sie die Hormontherapie selbstbewusst und aktiv mit gestalten. Möchten Sie mehr über die anderen Behandlungsformen bei Brustkrebs erfahren? Lesen Sie dann unseren Blog Welche Therapieformen gibt es bei Brustkrebs.

FAQ

Welche Medikamente werden bei der Hormontherapie gegen Brustkrebs eingesetzt?

Die Hormontherapie (auch endokrine Therapie genannt) wird bei hormonrezeptorpositivem Brustkrebs eingesetzt – also wenn der Tumor auf Östrogen und/oder Progesteron „reagiert“. Ziel ist es, die Wirkung dieser Hormone zu blockieren, damit das Krebswachstum gestoppt wird.
Je nach Alter, Wechseljahresstatus und individuellem Risiko kommen unterschiedliche Medikamente zum Einsatz.

1. Tamoxifen

  • Was ist das?
    Tamoxifen gehört zur Gruppe der SERMs (selektive Estrogenrezeptor-Modulatoren). Es blockiert die Östrogenwirkung direkt an den Brustzellen.
  • Für wen?
    Besonders geeignet für Frauen vor den Wechseljahren, aber auch bei manchen postmenopausalen Frauen.
  • Behandlungsdauer:
    Meist 5 bis 10 Jahre.
  • Nebenwirkungen:
    Hitzewallungen, Zyklusstörungen, leicht erhöhtes Risiko für Thrombosen oder Gebärmutterkrebs (bei Langzeiteinnahme).

2. Aromatasehemmer (Letrozol, Anastrozol, Exemestan)

  • Was ist das?
    Diese Medikamente senken den Östrogenspiegel im Körper, indem sie das Enzym Aromatase hemmen. Dieses Enzym wandelt in Fettgewebe Androgene in Östrogene um.
  • Für wen?
    Frauen nach den Wechseljahren.
    (Vor den Wechseljahren nur in Kombination mit einer Ovarienunterdrückung.)
  • Wirkstoffe:
    • Letrozol (z. B. Femara)
    • Anastrozol (z. B. Arimidex)
    • Exemestan (z. B. Aromasin)
  • Behandlungsdauer:
    In der Regel 5 Jahre – manchmal auch in Kombination oder im Wechsel mit Tamoxifen.
  • Nebenwirkungen:
    Gelenk- und Muskelschmerzen, Osteoporose, Müdigkeit, Hitzewallungen.

3. Ovarielle Suppression (Unterdrückung der Eierstockfunktion)

  • Was ist das?
    Bei jüngeren Frauen wird die Östrogenproduktion durch die Eierstöcke medikamentös oder operativ gestoppt – quasi ein „künstlicher Wechsel“.
  • Wie?
    Mit sogenannten GnRH-Analoga, z. B.:

    • Goserelin (Zoladex)
    • Leuprorelin (Enantone)
  • Für wen?
    Jüngere Frauen mit höherem Rückfallrisiko, oft zusätzlich zu Tamoxifen oder einem Aromatasehemmer.
  • Nebenwirkungen:
    Wechseljahresähnliche Symptome wie Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Libidoverlust.

4. Kombinations- & Wechseltherapien

Oft wird auch eine Sequenztherapie empfohlen, z. B.:

  • Erst 2 Jahre Tamoxifen, danach 3 Jahre Aromatasehemmer
  • Oder direkt 5 Jahre Aromatasehemmer

Die genaue Therapie richtet sich nach Ihrem persönlichen Rückfallrisiko, Nebenwirkungen und Lebenssituation.

Wie hoch ist das Rückfallrisiko mit und ohne Hormontherapie?

Das Rückfallrisiko bei hormonrezeptorpositivem Brustkrebs hängt von vielen Faktoren ab – zum Beispiel vom Tumorstadium, dem Alter, der Lymphknotenbeteiligung und anderen biologischen Merkmalen. Eine Hormontherapie kann dieses Risiko deutlich senken – besonders in den ersten fünf bis zehn Jahren nach der Diagnose, wenn das Rückfallrisiko am höchsten ist.
Hier eine Übersicht mit ungefähren Zahlen:

Wie hoch ist das Rückfallrisiko bei Brustkrebs mit und ohne Hormontherapie?

Ohne Hormontherapie:

  • Bei hormonrezeptorpositivem Brustkrebs liegt das Risiko für ein Wiederauftreten (Lokalrezidiv oder Metastasen) innerhalb von 10 Jahren bei etwa 30–40 %, abhängig vom individuellen Risiko (z. B. Tumorgröße, Lymphknotenbefall).

Mit Hormontherapie:

  • Eine adjuvante (vorbeugende) Hormontherapie senkt das Rückfallrisiko um etwa 40–50 %.
  • Beispiel: Hat eine Frau ein Rückfallrisiko von 30 %, sinkt es durch die Hormontherapie auf etwa 15–18 %.

Langzeitrisiko:
Auch nach 10 Jahren bleibt das Rückfallrisiko bestehen, wenn auch geringer – besonders bei Patientinnen mit befallenen Lymphknoten. Deshalb wird bei manchen Frauen eine verlängerte Hormontherapie auf bis zu 10 Jahre empfohlen.

Wie unterscheidet sich die Hormontherapie von einer Chemotherapie?

Die Hormontherapie und die Chemotherapie sind zwei sehr unterschiedliche Behandlungsformen bei Brustkrebs – sowohl in ihrer Wirkungsweise als auch in ihren Nebenwirkungen und Einsatzgebieten.

Hormontherapie vs. Chemotherapie – die wichtigsten Unterschiede

AspektHormontherapieChemotherapie
WirkprinzipBlockiert die Wirkung von Hormonen (v. a. Östrogen), die das Tumorwachstum fördernTötet schnell wachsende Zellen direkt ab – auch Krebszellen
ZielgruppeNur bei hormonrezeptorpositivem Brustkrebs wirksamBei allen Brustkrebstypen möglich, v. a. bei aggressiven Tumoren
EinnahmeformMeist als Tablette (Tamoxifen, Aromatasehemmer) täglich über JahreIn Zyklen als Infusion (i. d. R. ambulant), oft über mehrere Monate
BehandlungsdauerLangfristig: meist 5–10 JahreKurzfristig: meist 3–6 Monate
Ziel der TherapieRückfallverhütung (adjuvant) oder Verlangsamung bei MetastasenTumorverkleinerung, Zerstörung von Krebszellen, Rückfallvermeidung
NebenwirkungenHormonell bedingt: z. B. Hitzewallungen, Gelenkbeschwerden, Müdigkeit, StimmungsschwankungenHaarausfall, Übelkeit, Infektanfälligkeit, Erschöpfung (Fatigue), Neuropathien
VerträglichkeitIn der Regel besser verträglich als Chemo, aber häufig langwierigerHäufig intensiver, aber zeitlich begrenzt

Ausführliche Informationen zur Chemotherapie bei Brustkrebs finden Sie im Blog Die Chemotherapie als häufige Behandlungsform bei Brustkrebs. Wenn Sie mehr über sämtliche Therapieformen bei Brustkrebs wissen möchten, lesen Sie unseren Blog Welche Therapieformen gibt es bei Brustkrebs.

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