Die Chemotherapie bei Brustkrebs spielt neben Operation, Strahlen- und Hormontherapie – eine zentrale Rolle bei der Behandlung. Chemotherapie ist vor allem dann wichtig, wenn das Rückfallrisiko hoch ist, der Tumor aggressiv wächst oder sich bereits Metastasen gebildet haben.
Wir verstehen, dass die Diagnose Brustkrebs sowie die Chemotherapie für große Unsicherheit sorgt. Deshalb erklären wir in diesem Blog die verschiedenen Arten der Chemotherapie bei Brustkrebs.
Chemotherapie bedeutet, dass Medikamente (Zytostatika) eingesetzt werden, um das Wachstum von Krebszellen zu stoppen oder sie vollständig zu zerstören. Diese Medikamente wirken systemisch, das heißt im gesamten Körper, und können somit auch versteckte Krebszellen außerhalb des ursprünglichen Tumors bekämpfen. Ziel ist es, die Ausbreitung der Erkrankung zu verhindern und die Heilungschancen zu erhöhen – oder bei fortgeschrittenem Brustkrebs die Lebenszeit zu verlängern und Beschwerden zu lindern.
Die verschiedenen Arten der Chemotherapie
Da Brustkrebs keine einheitliche Krankheit ist, sondern in vielen biologisch unterschiedlichen Formen auftritt, ist auch die Auswahl und Kombination der Chemotherapeutika individuell verschieden. Faktoren wie der hormonelle Rezeptorstatus (z. B. Hormonrezeptor-positiv, HER2-positiv oder triple-negativ), Tumorgröße, Lymphknotenbefall, genetische Marker, das Alter der Patientin sowie ihr allgemeiner Gesundheitszustand beeinflussen die Therapieentscheidung maßgeblich.
In den folgenden Abschnitten geben wir einen strukturierten Überblick über die gängigen Zytostatika bei Brustkrebs, ihre Wirkweise, Einsatzgebiete und typische Nebenwirkungen. Ziel ist es, ein besseres Verständnis für die therapeutischen Optionen zu vermitteln – für Betroffene, Angehörige und alle, die sich fundiert mit dem Thema auseinandersetzen möchten.
1. Hormonrezeptor-positiver, HER2-negativer Brustkrebs (etwa 70 % aller Fälle)
Eigenschaften:
Bei dieser Form des Brustkrebses reagieren die Tumorzellen auf weibliche Hormone wie Östrogen und/oder Progesteron.
Das HER2-Protein ist nicht übermäßig vorhanden.
Diese Tumoren wachsen oft langsamer und sind in der Regel gut behandelbar.
Behandlung:
Nach der Operation wird manchmal eine Chemotherapie eingesetzt – vor allem dann, wenn ein erhöhtes Rückfallrisiko besteht, zum Beispiel bei großen Tumoren, befallenen Lymphknoten oder einem hohen Zellteilungswert (Ki-67).
Typische Chemotherapie-Kombinationen:
- Doxorubicin + Cyclophosphamid, danach Paclitaxel (AC → T-Schema)
- 5-Fluorouracil + Epirubicin + Cyclophosphamid (FEC-Schema)
- Epirubicin + Cyclophosphamid, eventuell gefolgt von Docetaxel (EC/TC-Schema)
Zusätzlich wird meistens eine Hormontherapie über 5 bis 10 Jahre empfohlen, z. B. mit Tamoxifen oder Aromatasehemmern, um das Rückfallrisiko weiter zu senken.
2. HER2-positiver Brustkrebs (etwa 15–20 % der Fälle)
Eigenschaften:
Bei diesem Tumortyp produzieren die Krebszellen sehr viel vom HER2-Protein, was das Tumorwachstum stark beschleunigen kann.
Diese Form kann zusätzlich hormonabhängig sein oder nicht.
Behandlung:
Die Therapie besteht aus einer Kombination von Chemotherapie und sogenannten zielgerichteten Medikamenten gegen HER2 – zum Beispiel Trastuzumab (Herceptin) und Pertuzumab.
Diese Medikamente werden oft kombiniert mit:
- Docetaxel oder Paclitaxel
- Eventuell zuvor auch Epirubicin und Cyclophosphamid
Ein häufig eingesetztes Behandlungsschema ist das TCHP-Schema: Docetaxel, Carboplatin, Trastuzumab und Pertuzumab.
Die HER2-Therapie mit Trastuzumab dauert in der Regel etwa ein Jahr.
Falls der Tumor zusätzlich hormonabhängig ist, folgt eine Hormontherapie.
3. Triple-negativer Brustkrebs (etwa 10–15 % der Fälle)
Eigenschaften:
Diese Form des Brustkrebses besitzt keine Hormonrezeptoren und auch kein HER2-Protein.
Triple-negativer Brustkrebs wächst häufig schneller und hat ein höheres Rückfallrisiko, spricht aber oft gut auf Chemotherapie an.
Behandlung:
Die Chemotherapie wird meist vor der Operation gegeben (neoadjuvant), um das Ansprechen gut beurteilen zu können.
Typische Medikamente:
- Anthrazykline (z. B. Epirubicin, Doxorubicin)
- Taxane (z. B. Paclitaxel, Docetaxel)
- Platinpräparate wie Carboplatin – besonders bei erhöhtem Risiko oder genetischer Veranlagung
Bei einer BRCA-Mutation kann nach der Chemotherapie zusätzlich ein sogenannter PARP-Hemmer wie Olaparib eingesetzt werden.
In bestimmten Fällen kommt auch eine Immuntherapie infrage, etwa mit Atezolizumab oder Pembrolizumab – vor allem, wenn bestimmte Tumormerkmale (PD-L1 positiv) vorliegen.
4. Brustkrebs bei älteren Patientinnen oder mit Vorerkrankungen
Eigenschaften:
Ältere Frauen oder Patientinnen mit anderen gesundheitlichen Problemen (z. B. Herzschwäche, Diabetes) haben ein höheres Risiko für Nebenwirkungen. Deshalb steht hier die Lebensqualität besonders im Vordergrund.
Behandlung:
Es wird häufig eine mildere Chemotherapie eingesetzt, zum Beispiel eine Monotherapie mit Capecitabin (als Tablette) oder eine wöchentliche Gabe von Paclitaxel.
Wenn der Tumor hormonempfindlich ist und das Rückfallrisiko niedrig, kann auch allein eine Hormontherapie ausreichend sein.
Die Behandlungsentscheidung wird individuell getroffen – oft unter Einbeziehung eines geriatrischen Assessments, also einer speziellen Untersuchung zur Beurteilung von Belastbarkeit und allgemeinem Gesundheitszustand.
Übersicht der verschiedenen Zytostatika und ihrer Wirkungsweise
Wirkstoffgruppe | Beispiele | Wirkmechanismus | Typische Kombinationen | Mögliche Nebenwirkungen |
---|---|---|---|---|
Anthrazykline | Doxorubicin (Adriamycin), Epirubicin | Lagern sich in die DNA ein → Hemmung der Replikation und Transkription | AC-Schema (mit Cyclophosphamid), FEC-Schema | Herzschädigung, Haarausfall, Übelkeit, Mundschleimhautentzündungen |
Taxane | Paclitaxel, Docetaxel | Stabilisieren Mikrotubuli → Hemmung der Zellteilung | Mit Anthrazyklinen oder als Monotherapie | Neuropathien (Kribbeln, Taubheit), Haarausfall, Übelkeit, Hautreaktionen |
Alkylantien | Cyclophosphamid | Veränderung der DNA → DNA-Strangbrüche | FEC-Schema, AC-Schema | Übelkeit, Haarausfall, Knochenmarkdepression, Blasenentzündungen |
Antimetaboliten | 5-Fluorouracil (5-FU), Capecitabin | Hemmen DNA-/RNA-Synthese durch Einbau falscher Nukleotide | In Kombination mit anderen Zytostatika | Mundschleimhautentzündungen, Übelkeit, Haarausfall, Durchfall |
Platinverbindungen | Carboplatin | DNA-Schädigung→ Hemmung der DNA-Reparatur | Besonders bei triple-negativem Brustkrebs | Übelkeit, Haarausfall, Nierenfunktionsstörungen, Hörverlust |
Unterschiedliche Zeitpunkte der Chemotherapie
Die Chemotherapie bei Brustkrebs kann zu unterschiedlichen Zeitpunkten in der Behandlung erfolgen – vor der Operation (neoadjuvant), nach der Operation (adjuvant) oder im fortgeschrittenen Stadium palliativ. Der gewählte Zeitpunkt hängt von mehreren Faktoren ab, zum Beispiel von der Tumorgröße, dem Subtyp des Tumors, der Ausbreitung der Erkrankung, den Therapiezielen sowie den Wünschen und dem Gesundheitszustand der Patientin.
1. Neoadjuvante Chemotherapie (vor der Operation)
Ziele:
- Verkleinerung des Tumors, um eine brusterhaltende Operation zu ermöglichen
- Frühzeitige Behandlung möglicher, noch nicht sichtbarer Metastasen
- Beurteilung des Ansprechens auf die Therapie: Je stärker der Tumor zurückgeht, desto besser ist oft die Prognose (besonders bei triple-negativem und HER2-positivem Brustkrebs)
- Anpassung der Therapie je nach Ansprechen möglich
Typische Einsatzgebiete:
- Große Tumoren, bei denen zunächst keine brusterhaltende Operation möglich ist
- Aggressive Tumorbiologie (zum Beispiel triple-negativ, HER2-positiv)
- Lymphknotenbefall
- Wunsch nach brusterhaltender Operation bei ungünstiger Ausgangslage
2. Adjuvante Chemotherapie (nach der Operation)
Ziele:
- Zerstörung möglicherweise verbliebener Krebszellen, die sich bereits im Körper befinden, aber noch nicht nachweisbar sind (Mikrometastasen)
- Senkung des Rückfallrisikos, insbesondere bei Risikofaktoren wie:
- Lymphknotenbefall
- Große Tumorgröße
- Zellteilungsindex (Ki-67)
- Ungünstige molekulare Tumoreigenschaften
Typische Einsatzgebiete:
- Frühstadium des Brustkrebses mit mittlerem bis hohem Rückfallrisiko
- Hormonrezeptor-positive Tumoren mit ungünstigem Genprofil (z. B. Oncotype DX über 25)
- Tumor wurde operativ vollständig entfernt, aber weitere Systemtherapie ist medizinisch sinnvoll
3. Palliative Chemotherapie (bei metastasiertem Brustkrebs)
Ziele:
- Verlängerung der Lebenszeit
- Erhaltung der Lebensqualität
- Linderung von Beschwerden wie Schmerzen, Atemnot oder Funktionsstörungen
Typische Einsatzgebiete:
- Nicht heilbarer Brustkrebs (Stadium IV)
- Metastasen in lebenswichtigen Organen (z. B. Leber, Lunge, Gehirn)
- Fortschreiten der Erkrankung trotz Hormontherapie bei hormonrezeptor-positivem Brustkrebs
Häufige Nebenwirkungen der Chemotherapie bei Brustkrebs
Chemotherapeutische Medikamente greifen nicht nur Krebszellen an, sondern auch gesunde Körperzellen, insbesondere solche, die sich schnell teilen. Diese fehlende Zielgenauigkeit kann eine Vielzahl von Nebenwirkungen nach sich ziehen, die den gesamten Organismus betreffen und für Patientinnen und Patienten oft eine große Belastung darstellen.
Mögliche Nebenwirkungen der Chemo bei Brustkrebs:
- Haarausfall bei Chemotherapie: Tritt meist 2–3 Wochen nach Beginn der Therapie auf und betrifft nicht nur Kopfhaare, sondern oft auch Augenbrauen und Wimpern. Nach Abschluss der Behandlung wachsen die Haare in der Regel wieder nach. Mehr zum Thema Haarausfall bei Chemo lesen Sie in unserem Blog Haarausfall durch Chemo bei Brustkrebs.
- Übelkeit und Erbrechen: Diese Beschwerden können unmittelbar nach der Gabe der Chemotherapie auftreten, lassen sich aber häufig durch begleitende Medikamente gut lindern.
- Mundschleimhautentzündungen (Mukositis): Die Schleimhäute im Mund können sich entzünden, was Schmerzen verursacht und das Essen erschwert. Eine gute Mundpflege ist hier besonders wichtig.
- Appetitlosigkeit und Gewichtsveränderungen: Viele Patient:innen verlieren durch die Therapie ihren Appetit. Das kann zu Gewichtsverlust führen, in manchen Fällen aber auch zu Gewichtszunahme, etwa durch Wassereinlagerungen oder veränderte Essgewohnheiten.
- Verdauungsprobleme: Abhängig vom Wirkstoff kann es zu Durchfall oder Verstopfung kommen. Beides kann belastend sein, lässt sich aber meist mit entsprechenden Maßnahmen behandeln.
- Veränderungen im Blutbild: Die Chemotherapie bei Brustkrebs kann die Bildung von Blutzellen im Knochenmark beeinträchtigen. Das führt zu:
einem Mangel an weißen Blutkörperchen (erhöhtes Infektionsrisiko),
roten Blutkörperchen (Anämie, mit Müdigkeit und Schwäche),
und Blutplättchen (erhöhte Blutungsneigung, z. B. bei kleinen Verletzungen). - Neuropathien: Einige Medikamente schädigen Nerven und verursachen Kribbeln, Taubheit oder Schmerzen, vor allem in Händen und Füßen. Diese Symptome können vorübergehend oder dauerhaft sein.
- Fatigue: Viele Patient:innen berichten über eine ausgeprägte, lang anhaltende Müdigkeit und Erschöpfung, die sich nicht durch Schlaf bessert.
- Kardiotoxizität: Vor allem bestimmte Wirkstoffe wie Anthrazykline können das Herz schädigen. Daher wird oft eine regelmäßige Herzuntersuchung empfohlen.
- Unfruchtbarkeit: Die Fruchtbarkeit kann durch die Chemotherapie bei Brustkrebs beeinträchtigt werden – vorübergehend oder dauerhaft, je nach eingesetzten Medikamenten und individuellem Alter. Vor Therapiebeginn kann eine Beratung zu Fertilitäts-Schutzmaßnahmen sinnvoll sein.
Möchten Sie mehr über die Nebenwirkungen bei Chemotherapie bei Brustkrebs erfahren? Lesen dann unseren Blog Nebenwirkungen Chemo Brustkrebs.
Brustkrebs: Wie Sie Chemotherapie, Haarausfall und Nebenwirkungen besser bewältigen
Die Diagnose Brustkrebs ist für viele Frauen ein tiefer Einschnitt im Leben – emotional wie körperlich. Doch es gibt Möglichkeiten, die Krebstherapie aktiv mitzugestalten und besser zu bewältigen. Eine gute Vorbereitung und gezielte Unterstützung können dabei entscheidend helfen.
Gut informiert in die Brustkrebs-Behandlung
Eine offene Kommunikation mit Ihrem Behandlungsteam ist der erste Schritt. Informieren Sie sich umfassend über die verschiedenen Therapieformen wie Chemotherapie bei Brustkrebs, Operation, Strahlentherapie oder Hormonbehandlung. Je besser Sie verstehen, was auf Sie zukommt, desto aktiver können Sie mitentscheiden und Ängste abbauen.
Haarausfall durch Chemotherapie: Frühzeitig vorsorgen
Ein möglicher Haarausfall durch die Chemotherapie ist für viele Patientinnen belastend. Um das gewohnte Aussehen zu bewahren, entscheiden sich viele Frauen für eine individuelle Lösung wie das Toupim EigenHaarband – gefertigt aus den eigenen Haaren. Wenn Sie Ihre Haare im richtigen Moment abschneiden lassen, kann das Toupim-Team daraus ein maßgeschneidertes Haarband erstellen, das Ihrer gewohnten Frisur entspricht. So behalten Sie ein Stück Normalität während der Krebstherapie.
Mehr Informationen und persönliche Beratung erhalten Sie direkt bei Toupim.
Körperliche und seelische Gesundheit stärken
Neben der medizinischen Behandlung ist es wichtig, Ihre seelische Gesundheit zu pflegen. Psychologische Beratung, Achtsamkeitstraining oder Selbsthilfegruppen bieten bei Brustkrebs und Chemotherapie wertvolle emotionale Unterstützung. Auch regelmäßige Bewegung, wie Spaziergänge oder sanftes Yoga, wirkt sich positiv auf Ihr Wohlbefinden aus und hilft, Stress abzubauen.
Ernährung und Erholung als Therapiebegleitung
Eine ausgewogene Ernährung versorgt Ihren Körper mit wichtigen Nährstoffen, stärkt das Immunsystem und unterstützt die Regeneration. Achten Sie zudem auf ausreichend Schlaf und regelmäßige Ruhephasen, um Ihre Energiereserven aufzufüllen.
Nebenwirkungen der Chemotherapie gezielt lindern
Übelkeit, Erschöpfung oder Schlafstörungen gehören zu den häufigsten Nebenwirkungen bei Brustkrebs Chemotherapie. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über bewährte Strategien zur Linderung dieser Symptome. Oft können Medikamente, Ernährungstipps oder ergänzende Therapien gezielt helfen.
Mentale Stärke entwickeln
Der offene Austausch mit Familie, Freunden oder professionellen Begleitpersonen kann helfen, Ängste zu verarbeiten. Entspannungsmethoden wie Meditation, Atemübungen oder Achtsamkeitstraining fördern Ihre innere Stabilität und helfen Ihnen, die schwierige Zeit besser zu überstehen.